Hoffnung im Blechdorf April 2014

Hoffnung im Blechdorf

Gesundheitszentrum von „Hope and Future” in Südafrika dank WN-Spendenaktion

MÜNSTER. Ein Mann, der Marmelade kocht? Und dann auch noch ein Europäer? Die Frauen aus Blikkiesdorp („Blechdorf”) fassten es nicht. Aber Gregor Lamers ließ sich nicht beirren. Der Münsteraner besorgte das Obst und den Zucker und stellte sich in die Küche. Ein paar Dutzend Gläser ent­standen so in Gemeinschaftsarbeit – sie wurden an Ort und Stelle verkauft. Gregor Lamers berichtet nicht ohne Stolz, dass die „Männermarmelade” rasch vergriffen war…
Dass dieser Küchencontai­ner am Rand von Kapstadt existiert und so gute Dienste leistet, ist den Leserinnen und Lesern der Westfälischen Nachrichten zu ver­danken. Denn der Verein „Hope and Future”, dessen Vorsitzender Gregor Lamers ist, war vor rund zwei Jahren Partner der WN-Spendenaktion. „Hope and Future” kümmert sich in einer riesi­gen, von Arbeitslosigkeit, Armut und Aids gezeichneten Township um Gesund heits – und Sozialfürsorge.

Und zwar mit großem Erfolg: Von den Spenden aus Münster wurden zwei neue 30-Quadratmeter-Container angeschafft, die jetzt gemeinsam mit dem alten Büro-Container und ein paar Nebengebäuden ein kleines Zentrum bilden. Fünf Ge- sundheits- und Sozialarbei­ter werden von „Hope and Future“ finanziert, dazu kommen mehrere Ehrenamtliche. Der gute Ruf der Einrichtung hat dazu geführt, dass die Kommune gleich nebenan eine öffentliche Leihbibliothek eingerichtet hat.
Die Lehrküche soll den Be­wohnern der 600 000-Ein- wohner-Township dabei hel­fen, gesunde Ernährung kennenzulernen, was gerade für Aids-Patienten enorm wichtig ist. Der freie Platz ringsherum wurde in einen Gemüsegarten umgestaltet. „Das Wetter hier ist ideal”, berichtet Gregor Lamers. „30 Grad und reichlich Regen – man kann vier Mal im Jahr ernten.” Im Nachbarcontainer stehen sowohl Computer als auch Nähmaschinen. Der Umgang mit beiden kann lebenswichtig sein. Um beispielsweise eine formvollendete Bewerbung zu schreiben. Oder um Klei­dung für den eigenen Gebrauch und Verkauf anzufer­tigen. Ehrenamtliche Ausbilder helfen bei der Arbeit.
Was das mit Gesundheit zu tun hat? Wer über Koch­kurse oder Computerarbeit den Weg hierher findet, sucht irgendwann auch das Gespräch über Aids, weiß Gregor Lamers. Denn dazu sei viel Vertrauen nötig, das Thema ist in Südafrika na ch wie vor tabu. Immerhin: Etwas mehr Offenheit und Aufgeklärtheit sei schon zu spüren: Vor zwölf Jahren ha be d ie HIV-Rate bei 27 Prozent gelegen – heute sind es noch 18 Prozent. „Eine gute Entwicklung”, freut sich Gregor Lamers.

WN 11-04-2014 Lukas Speckmann