Adventsveranstaltung der Westfälischen Nachrichten zu Gunsten von Hilfsbedürften
Vergessen im Blechdorf
„Hope & Future” hilft in Südafrika / Gesundheitsarbeiter

Normalität.
MÜNSTER. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ist längst Geschichte, doch ihre Nachwirkungen sind immer noch spürbar. Zum Beispiel diese: In Kapstadt wurden vor der WM einige Elendsviertel plattgemacht, weil sie von den internationalen Gästen auf dem Weg vom Flughafen zum Stadion hätten bemerkt werden können …
Die Vertriebenen landeten unter anderem in der rund 600000 Einwohner zählenden Township Delft auf der anderen Seite des Flughafens. Eigens für sie wurde die Siedlung „Blikkiesdorp” (Blechdorf) gegründet, quasi ein Stadtteil von Delft. Über 20000 Menschen leben hier unter ärmlichsten Bedingungen, mit einer Arbeitslosenquote von 80 Prozent, mit Alkohol und Kriminalität. Und mit Aids, der Geißel Afrikas. 25 bis 30 Prozent der Menschen sollen betroffen sein.
„Hope & Future” hält dagegen. Seit rund zehn Jahren unterstützt der Hiltruper Verein Gesundheitsarbeiter, die in diesem Teil von Delft aidskranke Kinder und ihre Familien betreuen.
Foto: Hope &Future
Text: WN 01-11-2011
Lukas Speckmann
Hoffnung für die Aids-Kinder
Township in Südafrika: Hiltruper Verein „Hope & Future” finanziert Gesundheitsarbeiter
MÜNSTER. Der Mann war voller Schrotkugeln. Die Geschosse steckten seit Jahren in seinen Knochen; ein grauenvoll schmerzhaftes Andenken an die Polizei des Apartheid-Regimes. Geld für eine Operation hatte er natürlich nicht.
Die drei Touristen aus Münster hörten von dem Mann und seinem Schicksal. Kaum waren sie aus Südafrika zurückgekehrt, sammelten sie das Nötige für die Operation, ein paar Hundert Mark. Der von seinen Schmerzen befreite
»Wir möchten, dass in Südafrika eine gesunde Generation aufwächst.« Gregor Lamers
Mann bedankte sich herzlich. Er schloss seinen Brief mit den Worten: „Helfen Sie jetzt bitte anderen armen Menschen in Südafrika – wie Sie mir geholfen haben.”
Das südliche Afrika hat die höchste Aids-Infektionsrate der Welt. Auch in den Townships von Kapstadt sterben vor allem die Menschen der mittleren Generation daran. Zurück bleiben die ganz Alten – und die ganz Jungen.
Das war der Funke. Die drei Ex-Touristen Gregor Lamers, Andreas Schröer und Heinz Westhoff fühlten sich fortan den trotz allem lebensfrohen Menschen in Südafrika verpflichtet. 2001 gründeten sie in Hiltrup den Verein „Hope & Future”, also „Hoffnung und Zukunft”, um in Kapstadt zu helfen.
Kapstadt? Tafelberg, Wein, Krügerrand und Fußball-WM – das fällt den meisten zu dem Stichwort ein. Von wegen. Südafrika ist ein Land im Umbruch mit viel Not und Elend. 3,4 Millionen Einwohner zählt Kapstadt offiziell. Die Bewohner der Townships tauchen in der Statistik kaum auf – Gregor Lamers schätzt, dass es fast ebenso viele sind.
In diesen ärmlichen Quartieren spielt sich ein anderes Leben ab: Die Arbeitslosenquote beträgt 80 Prozent, die Kriminalitätsrate ist himmelhoch, Alkohol und Drogen kursieren massenweise. Das Schlimmste von allem: Aids. Es gibt Statistiken, wonach 25 bis 30 Prozent der Menschen betroffen sind. Genau weiß man es nicht, denn Aids ist in Südafrika ein monströses Tabu: Man hat es nicht, man kennt es nicht, man stirbt nicht daran. Selbst die politische Elite neigt dazu, die Krankheit zu ignorieren. Die hauptleidtragenden: Kinder. Sie sind entweder selbst infiziert oder – weitaus häufiger -Aids-Waisen.
Nun kommt „Hope & Future” ins Spiel. Der Verein hilft Aids-Kindern in Delft, einer 600000-Seelen-Town-ship hinter dem Flughafen. Und den Kindern wird am besten geholfen, indem man die Familien unterstützt. Mit Hilfe einer örtlichen Organisation werden in Delft Gesundheitsarbeiter beschäftigt, die nicht nur zum Thema Aids aufklären, sondern auch dafür sorgen, dass Jugendliche nicht auf die schiefe Bahn geraten und ganze Familien wieder in Lohn und Brot kommen. Ein ganzheitliches Konzept – für das „Hope & Future” jedes Jahr einige Zehntausend Euro aufbringen muss.
„Wir möchten, dass in Südafrika eine gesunde Generation aufwächst”, sagt Gregor Lamers. Die Spenden aus Münster wären dafür ein unschätzbarer Beitrag.

Foto: Hope & Future und spe
Text: WN 12-11-2011 Lukas Speckmann
Hoffnung im Gemüsegarten
Mit gesunder Ernährung sollen die Menschen in Südafrika ihre Abwehrkräfte im Kampf gegen Aids stärken

Von Lukas Speckmann
MÜNSTER. Aids? Was ist das? Wer sich in Südafrika öffentlich über die Immunschwächekrankheit äußert, stößt auf eine Mauer des Schweigens – oder der Ablehnung. Gregor Lamers hat das in Delft selbst erfahren. Der Vorsitzende des Vereins „Ho-pe & Future” reist alle zwei Jahre in die Kapstadter Township, um sich an Ort und Stelle zu überzeugen,wie die Hilfe aus Münster ankommt. Ihm wurde ein bescheidenes Haus gezeigt, das nur für die Versorgung von Aids-Patienten bestimmt sei. „Das ist also die Aids-Klinik?”, fragte er arglos. Die südafrikanischen Begleiter zuckten zusammen: „Nicht so laut…” Über Aids spricht man nicht einmal dort, wo die Krankheit behandelt wird.
Dass Aids nirgendwo auf der Welt so verbreitet ist wie im südlichen Afrika, hören die Betroffenen nicht gern. Und dass es einen Zusammenhang zwischen dem unter Männern weit verbreiteten Fremdgängertum und der Krankheit gibt, auch nicht. Leidtragende sind die Frauen, die von ihren Männern angesteckt werden; und die Kinder, die sich im Moment der Geburt bei den Müttern infizieren.
Onele ist so ein Fall. Ein fröhliches Kind von zwei Jahren, das gerne lacht und spielt – aber viel zu dünn ist. Sie ist HIV-positiv; doch weil sie von „Hope & Future” unterstützt wird, „hat sie gute Chancen, lange zu leben”, wie Gregor Lamers betont. Das Problem, wie sie regelmäßig zur Klinik kommt, um ihre Medikamente zu nehmen, lässt sich mit Geld lösen: Die Fahrtkosten betragen etwa 1200 Rand jährlich, das sind etwa 120 Euro.
Die Frage, wie Onele ein bisschen zunehmen könnte, ist schwieriger zu beantworten. Denn Nolukholo, Oneles Mutter, hat eigentlich noch ganz andere Sorgen. Seit 2006 weiß die 35-Jährige, dass sie den Aids-Virus in sich trägt. Und seitdem kämpft sie um ihren Platz in der Gesellschaft der Township, in der HIV-Positive und Aids-Kranke nichts gelten. Dass sie sich durchgerungen hat, die Hilfe der von „Hope & Future” finanzierten Gesundheitsarbeiter in Anspruch zu nehmen, war ein riesiger Schritt.
Nolukholo ist arbeitslos. Geld für gute Lebensmittel hat sie nicht – und gerade auf die ist ihre Tochter angewiesen. Mit Hilfe des Vereins aus Münster geben die Gesundheitsarbeiter einmal wöchentlich eine Tüte mit Obst und Gemüse aus. Und sie bringen ihren Klientinnen auch bei, babygerecht zu kochen. Sechs Monate lang treffen sich die Mütter kleiner Kinder im Gesundheitscontainer und lernen alles über gesunde Kost.
Ein Nachbar hilft Nolukholo seitdem, das gekochte Gemüse für Onele zu pürieren, das mag die Kleine gern. Noch etwas Butter und Zucker ans Essen – und schon ist Onele bereit, mehr als nur wenige Teelöffel zu sich zu nehmen. Damit die Vorräte nicht zur Neige gehen, fördern die Gesundheitsarbeiter auch den Gemüseanbau in der Township. Ansonsten wird biologisch angebaute Ware von der Initiative „Harvest of Hope” geliefert.
Um die Arbeit in der Township Delft zu bezahlen, muss „Hope & Future” jährlich Zehntausende Euro sammeln. Gregor Lamers und seine Vorstandskollegen hoffen auf die Spendenbereitschaft der WN-Leser, damit sie helfen können.
WN 23-11-2011

Von Lukas Speckmann
MÜNSTER. Fußball gegen Aids? Das klingt auf Anhieb abenteuerlich weit hergeholt. Ist es aber nicht, wie das Beispiel von Errol van der Byl beweist.
Aids, sagt Gregor Lamers vom Verein „Hope & Future”, ist nicht zuletzt ein soziales Problem. Die Krankheit gedeiht in einem Milieu aus Armut, Ahnungslosigkeit und Anarchie. Voraussetzungen, die in einer 600 000-Einwohner-Township wie Delft ohne Weiteres gegeben sind. Wer also den Menschen im Kampf gegen Aids helfen will, muss auch auf diesen Baustellen arbeiten. Fußball ist dafür ein gutes Werkzeug.
Beispiel Romeo. Der 13-Jährige benahm sich so wie viele Gleichaltrige in Delft: Schule? Vielleicht. Spielhalle? Ja klar. Geld? Verspielt. Freunde? Üble Jungs. An einen wie ihn ist nur ranzukommen, wenn man ihn bei seinem Ehrgeiz packt. Und Fußball zieht in Südafrika nicht erst seit der WM von 2010. Romeo darf nur mitspielen, wenn er pünktlich zum Training erscheint. Seit er das verinnerlicht hat, fehlt ihm die Zeit für falsche Freunde.
Das ist bei Adrian, Patrick und Cameron nicht viel anders: Sie waren alle mit elf, zwölf Jahren auf dem Weg ins kriminelle Milieu. Seit dem sie bei Errol Fußball spielen, erfahren sie, was es heißt, erfolgreich und tüchtig zu sein. Sieben verschiedene Mannschaften unterrichtet der Trainer, und seine U 21 von „Blikkiesdorp United” hat jüngst sogar die Liga-Meisterschaft gewonnen. Bei Errol zu spielen ist cool. Vergessen die Zeit, in der der Trainer jedem, der zum Training kommt, eine Orange versprechen musste. Eine Orange ist was wert unter Kindern in Delft.
Errol van der Byl gehört schon lange zum Team der ehrenamtlichen Helfer. Weil er sein Training immer am Beratungscontainer von „Hope & Future” beginnt, sinkt auch die Hemmschwelle, sich dort gegebenenfalls in Sachen Aids beraten zu lassen. In seinen Teams spielen jedenfalls auch einige HIV-positive Kinder – was den anderen egal ist. Jeder einzelne fiebert dem südafrikanischen Stürmer-Star Benni McCarthy nach, der aus einer benachbarten Township stammt. Ein besseres Vorbild als die zahlreichen Gang- Mitglieder auf der Straße.
Diese Verbesserung des sozialen Milieus, das berichten die von „Hope & Future” finanzierten Gesundheitsarbeiter immer wieder, ist die beste Waffe im Kampf gegen die Verbreitung von Aids. Weil die sportlichen Jungs und Mädchen auf sich achtgeben, guten Empfehlungen leichter zugänglich sind und Aids-Kranke nicht mehr respektlos behandeln. Weshalb der Trainer mit seinem Wunsch nach Schuhen und Kleidung beim Verein ein offenes Ohr findet.
WN 06-12-2011
Der gute Geist von Blikkiesdorp
Gesundheitsarbeiter Eddie Swartz kämpft mit Hilfe von „Hope & Future” gegen Aids

Von Lukas Speckmann
MÜNSTER. Blikkiesdorp heißt „Blechdorf”. Der Name trifft den Nagel auf den Kopf. Sämtliche Hütten bestehen aus Blech – brüllend heiß im Sommer, klamm und feucht im Winter. Sie wurden vor einigen Jahren aufgestellt, um ein paar Tausend Menschen umzusiedeln. Deren alte Heimat lag in der Nähe der WM-Stadien – und den Fußballtouristen sollte der Anblick dieser hässlichen Armut erspart bleiben…
„Blikkiesdorp” ist heute ein Teil der Township Delft. Und der Ort, auf den sich die Hilfe des Vereins „Hope & Future” konzentriert. Denn in dieser elenden Umgebung gedeiht das Aids-Virus besonders gut. Doch es gibt eine unschlagbare Waffe im Kampf gegen Krankheit und Armut: Eddie.
Eddie – Edward Swartz – ist einer der Gesundheitsarbeiter, deren Lohn mit Spenden aus Deutschland bezahlt wird. In der Township ist er eine Legende, und für die Menschen ist er „einer von uns”. Regelmäßig besucht er die Aidskranken, um zu schauen, ob sie ihre Termine in der Klinik einhalten und regelmäßig ihre Medikamente abholen. Eddie ist der Mann, der den Notarzt oder den Krankenwagen ruft – oder die Menschen selbst ins Krankenhaus bringt. Und dabei kann er ganz schön hartnäckig sein.
Eddie hatte Kinderlähmung, er kann nicht so laufen wie andere Menschen. Daher weiß er aus eigener Erfahrung, was Diskriminierung bedeutet. „Dies möchte er mit seiner Arbeit für Menschen mit Aids zu lindern versuchen”, sagt Gregor Lamers von „Hope & Future” begeistert: „Das ist sein Motor, das treibt ihn an.”
Gut, dass Eddie in Blikkiesdorp wohnt. Es gibt immer noch viele Menschen, die sich nicht trauen, zum Beratungscontainer zu kommen – soll ja niemand wissen, dass man vielleicht Beratungsbedarf in Sachen Aids haben könnte. Daher bekommt Eddie oft nach Feierabend „Besuch” – natürlich geht es dabei um Aids. Es sind übrigens vorwiegend Männer, die sich auf diese diskrete Art beraten lassen.
Zum Beispiel Thabo. Der hatte erfahren, dass seine schwangere Frau HIV-positiv ist, und wusste nicht ein noch aus. Sollte er sie nicht besser verlassen? Was würden die Nachbarn sagen? Was die Familie? Eddie nahm den jungen Mann sehr ernst und informierte ihn behutsam über Aids, riet ihm auch, selber einen Test zu machen. Heute gehört Thabo zu den Ehrenamtlichen am Gesundheitscontainer…
„Hope & Future” fördert Eddies Arbeit und die seiner Kollegen im Gesundheitscontainer. Sein Lohn ist bescheiden, muss aber son Spenden finanziert werden. Deshalb hoffen Gregor Lamers und seine Mitstreiter auf die Hilfe der WN-Leser.
WN 06-12-2011
„Hope & Future” bringt in Südafrika Aids zur Sprache

Von Lukas Speckmann
MÜNSTER. In der Township wird Englisch gesprochen, außerdem noch mindestens ein Dutzend anderer amtlicher und nichtamtlicher Sprachen. Deutsch eigentlich nicht – aber das ist schwer im Kommen. Denn rund um den Beratungscontainer von Blikkiesdorp, wo professionelle Kräfte Ge-sundheits- und Sozialhilfe leisten, kursieren derzeit die Westfälischen Nachrichten.
„Kopien der Artikel gehen immer wieder durch alle Hände”, berichtet Gregor Lamers vom Hiltruper Verein „Hope & Future”. „Alle sind dankbar, dass es Menschen in Münster gibt, die sich für Blikkiesdorp und seine Probleme interessieren und Geld spenden, damit die Not etwas gelindert wird.”
Eine Not, auf die nicht leicht der Blick zu lenken ist. Denn Südafrika gilt als aufstrebende WM-Nation. Dass aber gerade hier das Aidsvirus grassiert wie sonst nirgends auf der Welt, geht in den riesigen Townships unter. Auch deshalb, weil über Aids geschwiegen wird – selbst wenn es Millionen Infizierte und Hunderttausende Aids-Waisen gibt. „Hope & Future” trägt mit seinem Konzept von Gesundheitsberatern dazu bei, dass die Krankheit zur Sprache kommt und so ein wenig von ihrem Schrecken verliert. Die Spenden aus Münster bedeuten eine riesige materielle und moralische Unterstützung.